Liebe Leser,
das fand ich im Religionsbuch Elementar 7/8 des Diesterweg Verlags. Total genial.
Lest selbst und schmunzelt:
Das Gewissen entwickelt sich aufgrund unterschiedlicher Einflüsse. Belohnung und Bestrafung in der Familie spielen genauso eine Rolle wie die verschiedenen Einflüsse von Freunden und Freundinnen und auch Medien wie Zeitschriften, Fernsehen und Internet.
Ich persönlich finde auch das mit dem aufs Händchen hauen nicht ok, habe es aber einmal selbst getan. Als S! Sonnenschein ca. 15 Monate alt war, hatte er die Knöpfe-drück-Ventil-dreh-alles-check-Phase. Er hat andauern den Elektroherd angemacht. Ständig drehte er daran herum, obwohl ich mit dem Zeigefinger immer wieder mahnte, man dürfe das nicht. Es ging so weit, dass er manchmal, nachdem er das Ventil betätigt hatte, schnellstmöglich angesaust kam, mich rief und mit dem Finger mahnte. Dann wusste ich, was er angestellt hatte (er ist schon eine ehrliche Haut, das ist wirklich goldig). Einmal habe ich das Geschirrtuch darauf liegen lassen und er hatte natürlich mal wieder den Herd angemacht. Als ich ins Zimmer kam roch es ungeheuer penetrant nach Verbranntem. Er stand am Herd und drehte, zu allem Überfluss, auch die anderen Ventile hin und her.
Ich wurde wütend als ich feststellte, was da Schlimmes vor sich ging und haute ihm aufs Händchen. Er war total schockiert, schaute mich schuldbewusst und dennoch tief traurig an. Da ich nur leicht drauf schlug, hat er nicht geweint oder sich beklagt, aber ich konnte mich selbst in jenem Moment nicht mehr leiden.
Sein Verhalten wurde in den darauffolgenden Tagen irgendwie aggressiver als sonst und er reagierte nicht nur auf mich, sondern auch auf seinen Vater, seine Großeltern und sogar seinen Liebling-Teddybären patzig. Wir wiesen ihn darauf hin immer wieder zurecht, dass er uns und auch dem Teddy weh tat. Er hat recht zügig wieder damit aufgehört.
Folgende Lehren zog ich daraus:
1. Ich war schuld das Geschirrtuch vergessen zu haben und es wäre hauptsächlich mein Verschulden, wenn etwas Schlimmeres geschehen wäre, denn ich hätte auch auf ihn besser aufpassen müssen.
2. S! gibt das, was ich ihm beibringe weiter - sowohl das Gute als auch das Schlechte - und es liegt an mir, ihm das Richtige beizubringen. Als er aggressiv auf andere reagierte, sobald ihm etwas nicht gefiel, dann tat er dies nur, weil er mich nachahmte.
3. Man darf Kindern ihre Würde nicht nehmen und sei es auch nur ein ach so "harmloser kleiner Klaps aufs Händchen".
Wir haben uns für eine autoritäre und konsequente Erziehung entschieden, aber körperliche Züchtigung - und sei es noch so "leicht und harmlos" - gehört für uns definitiv nicht dazu.
Nun bin ich natürlich nicht vollkommen von Sinnen und lasse ihn über Tische und Bänke gehen. Mit zwei ist er wirklich alt genug zu verstehen, was "in der Ecke stehen" bedeutet. Wenn "auf seine Augenhöhe gehen" und "gutes Zusprechen und Bitten" nicht mehr ausreicht, dann ermahne ich ihn einmal, verwarne ihn bei nächsten Mal mit den Worten: "Wenn du das noch einmal tust, kommst du in die Ecke" und in den seltensten Fällen nehme ich ihn sanft an die Hand, sage komm mit und stelle ihn dann in die Ecke, als Konsequenz seines eigenen Verschuldens.
Mittlerweile hört er jedoch nach den Worten "das letzte Mal" auf mit dem Blödsinn und verhält sich artig. Dies gelingt natürlich nur, weil ich konsequent bin, ihn in der ersten Zeit recht häufig in die Ecke stellen musste (damit er die Strafe begreift) und ich immer dem gleichen Muster folgte. Er kennt das Prozedere, weil es konsequent gleich durchgeführt wird. S! weiß, woran er ist und was als nächstes kommt und besinnt sich in jenem Moment auf das richtige Verhalten.
Wenn er jedoch in der Ecke steht, dann weint er erst mal und ruft etliche Male nach mir. Ich gehe dann immer zu ihm hin und erkläre ihm ruhig aber bestimmend, warum er da jetzt stehen muss und erinnere ihn daran, das ich ihn ja ermahnt und verwarnt habe. An seinem Verhalten merke ich dann, wann er wirklich Einsicht zeigt und wann es gut ist. Länger als drei Minuten musste er noch nie stehen - das ist für so einen kleinen Knopf eine gefühlte Ewigkeit - aber die Methode wirkt bei ihm.
Zusammenfassend achte ich also darauf, dass ich:
1. immer die Abfolge einhalte (ermahnen, verwarnen mit Androhung der Konsequenz, Konsequenz ausführen),
2. meine Wut bändige und ihn vollkommen normal anpacke (schließlich nehme ich Abstand von körperlicher Züchtigung),
3. mit ihm (teilweise durch gezielte Fragen) die Situation reflektiere und letztlich
4. nicht kühl oder abweisend zu ihm bin, sondern ihm deutlich zeige, dass es nicht in meinem Interesse steht, ihn zu bestrafen, sondern dass ich mich freue, wenn er sich gut verhält.
S! Sonnenschein/sein Verhalten wurde schon häufig gelobt und ich bin in solchen Momenten natürlich stolz auf uns beide. Denn als junge Mutter (eigentlich ist 24 das perfekte Alter um Mutter zu werden, aber der Trend hierzulande ist ja bekanntlich ein deutlich anderer) ist man oft mit Vorurteilen konfrontiert. Ich denke, eine Frau, die erst mit 34 Mutter wird ist keineswegs eine bessere oder erfahrenere, sondern lediglich eine ältere Mutter. Aber sicher gibt es auch jene junge Mütter, welche die Vorbehalte uns gegenüber mit ihrer `Erziehungskunst` umso mehr schüren.
Im Endeffekt muss natürlich jeder selbst entscheiden, wie er/sie seine/ihre Kinder erzieht, aber die Verletzung der Würde, welche auch die Kleinsten haben, gehört sicher nicht in die Kategorie Erziehung. Ob unsere Methode wirklich so wirksam ist kann ich euch in 20 Jahren sagen, wenn mein Sohn ein erwachsener Mann ist. Aber bis dato wirkte sie gut.
In diesem Sinne, denkt über jede eurer Taten euren Kindern gegenüber gut nach ihr Lieben und erfreut euch an diesen wunderbarsten kleinen Spiegelbildern eurer Selbst.
Die Mami
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